Queerer Buchtipp: «Opoe» von Donat Blum

Queere Identität und Polyamorie in der Schweiz

Bilder: Ullstein/Melanie Hauke
Bilder: Ullstein/Melanie Hauke

Ein Mann erzählt die Geschichte seiner holländischen Grossmutter und ihrer Einwanderung in die Schweiz – und zieht Parallelen zu seiner eigenen, queeren Identität.

MANNSCHAFT stellt jeden Monat ein Buch vor, das schwule Buchhändler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz empfehlen. Patrick Roths von Queerbooks in Bern hat Donat Blums «Opoe» für uns gelesen.

Der erste Satz «Wir sind beide in einer kleinen Kleinstadt geboren, beide am Rhein.»

Das Genre Ein Roman, der in kurzen Episoden das eigensinnige und doch traditionelle Leben der Grossmutter mit jenem des queeren, polyamourösen Enkels verwebt.

Die Handlung Nach dem Tod seiner Grossmutter reist Donat in die Niederlande, das Heimatland der Verstorbenen, und versucht mehr über seine, bis zum Schluss fremd gebliebene Grossmutter herauszufinden.

Opoe (niederländisch Oma) verlässt mutig in jungen Jahren ihre Heimat, um einen jüngeren Schweizer zu heiraten, und eröffnet mit ihm einen Blumenladen. Das Überleben ist harzig, die gemeinsame Tochter muss die ersten Lebensjahre in Holland verbringen, Opoe bleibt im Dorf die Fremde. Auch der Umzug nach Bern bringt keine grosse Veränderung in Opoes Situation, die laut Erzähler, ein «vergebenes Leben» verbringt.

In der erzählten Gegenwart lebt Donat frei und polyamourös mit Joel und muss sich mit den Herausforderungen, die ein solches Leben mit sich bringt, auseinandersetzen.

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Das Urteil «Opoe» ist ein stilles, sanftes Buch, das ich vor allem wegen dem ruhigen Erzählton und der schlichten Sprache gerne gelesen habe. Die Gegenüberstellung eines traditionellen Frauen­lebens nach der Kriegszeit mit der Lebenswelt eines jungen queeren Autors ist spannend. Die kurzen Episoden könnten durchaus die Dynamik des Romans stören, aber auf mich wirkten diese Häppchen angenehm und stimmig.

Die «grossen Fragen des Lebens» (Ruth Schweikert) werden zwar gestreift, spannend wäre es für mich aber gewesen, die Auseinandersetzung des Ich-Erzählers mit diesen Fragen besser nachvollziehen zu können. Diese teilweise fehlende Intensität lässt mich wundern, wie lange dieser Text bei mir nachhallen wird. Es gibt doch diese Bücher, die uns eine Zeitlang begleiten und uns in ihre Welt mitnehmen, dann aber bald wieder verschwinden. Ich denke, «Opoe» ist für mich so ein Buch. Darin sehe ich aber keinen Mangel an Qualität, das Buch hat mir angenehme Lesestunden bereitet und ich bin neugierig auf kommende Texte des Autors. Roman, 165 Seiten, Ullstein fünf.

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