Propaganda als Protest: Homoerotische Paare aus Russland und China

Poster aus der kommunistischen Vergangenheit werden von LGBTIQ-Aktivist*innen neu interpretiert

Ein russisch-chinesisches Paar aus kommunistischer Zeit (Foto: Hornet / Screenshot)
Ein russisch-chinesisches Paar aus kommunistischer Zeit (Foto: Hornet / Screenshot)

In Russland ist bekanntlich unter Putin das Verbot von «Homopropaganda» eingeführt worden, in China werden LGBTIQ-Begriffe zensiert, u.a. von TikTok (MANNSCHAFT berichtete). Umso erstaunlicher ist es, dass beide Länder in der Vergangenheit ein Bild von Männerpaaren zelebrierten, das man extrem homoerotisch finden kann.

In einem Artikel von Alexander Kacala auf Hornet.com geht es um genau diese homoerotischen Propagandaposter aus der Sowjetunion und China, die teils schon in Buchform vom Taschen Verlag veröffentlicht wurden. Die Poster sähen laut Kacala aus, wie Werbung für «interracial gay marriages», also gleichgeschlechtliche Ehen zwischen Russen und Chinesen.

Dazu wird eine Geschichtsprofessorin der West Virginia University zitiert, Melissa Sartore. Sie sagt: «1949 rief Mao Zedong die Volksrepublik China aus. China und Russland waren lange schon Verbündete, als kommunistische Staaten, und ihre Beziehung war nun wichtiger als je zuvor.»

Russland
Russland

Die kommunistische Propaganda sollte die neue enge Beziehung der beiden Nationen festigen. Was die Künstler*innen in beiden Ländern zu einigen aussergewöhnlichen Bildern inspirierte. «China und Russland marschieren Hand in Hand», sagt Sartore, «happy and gay», wie sie’s ausdrückt. «Die Poster, die dieses Ideal versinnbildlichen sollten, haben das teils ein bisschen zu wörtlich genommen.» (MANNSCHAFT berichtete über ein Video von einem schwulen Paar, das in Russland als Verbrechen eingestuft wurde.)

Natürlich sollte die körperliche Nähe zwischen den Männern beider Nationen nicht sexuell interpretiert werden, sondern war als politisches Statement gedacht. «Den Künstler*innen war nicht bewusst, wie homoerotisch diese Poster waren», sagt Sartore. «Das ist ziemlich unglaublich.»

Russland
Russland

Unglaublich auch deshalb, weil moderne Betrachter*innen die Homoerotik geradezu anspringt. Darin sieht Sartore auch eine Chance. Denn: LGBTIQ-Aktivist*innen in Russland und China könnten solche historischen Bilder heute für ihre eigenen Propaganda-Kampagnen nutzen, gegen Putin und Xi Jinping.

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