Türkei: LGBTIQ «ausbremsen», weil Familien «degenerieren»

Präsident Erdogan sieht die traditionelle Familie in Gefahr

Recep Tayyip Erdogan zu Besuch in Russland (Foto: Kremlin.ru / CC BY 4.0)
Recep Tayyip Erdogan zu Besuch in Russland (Foto: Kremlin.ru / CC BY 4.0)

Zur Stärkung der traditionellen Familie kündigt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Schritte gegen queere Menschen an.

«Denn eine starke Nation setzt eine starke Familie voraus», sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. «In letzter Zeit haben sie der Gesellschaft LGBTIQ untergejubelt. Mit LGBTIQ streben sie danach, unsere Familienstruktur zu degenerieren». Daher müsse man tun, «was nötig ist».

Erdogan nannte bei seinem Vorwurf zwar keine konkreten Namen – es dürfte aber der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu gemeint sein, der auch liberale Wählergruppen anspricht. Er wird als möglicher Kandidat für die im Juni 2023 angesetzten Präsidentschaftswahlen gehandelt.

Kilicdaroglu reagierte umgehend auf Twitter und bezeichnete Erdogan als «Despoten».

Das neue Desinformationsgesetz Erdogan machte deutlich, dass seine Hoffnungen beim Vorgehen gegen LGBTIQ auch auf dem sogenannten Desinformationsgesetz liegen: «Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes werden wir die, so Gott will, stark ausbremsen», sagte Erdogan nach Angaben von Anadolu.



Der türkische Präsident bezieht sich auf ein geplantes Gesetz, das laut der Regierung Desinformation im Netz verhindern soll. Die Opposition fürchtet hingegen, dass es zu strengerer Zensur im Internet führt.

Die Bestimmung muss noch vom Parlament verabschiedet werden – am Donnerstag hatte das Parlament einige Artikel des Gesetzesentwurfes angenommen.

MANNSCHAFT berichtete darüber, wie die türkische Polizei im Sommer hart gegen eine friedliche LGBTIQ-Veranstaltung zu Beginn des Pride-Monats durchgriff.

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