«Peru ist auf dem richtigen Weg»

In Sachen LGBTIQ-Rechte hinkt das Land im Vergleich etwa zu Kolumbien deutlich hinterher. Die Couple of Men sind ausgezogen, das Andenland ein bisschen bunter zu machen

Die Couple of Men berichten aus Peru (Foto: Couple of Men)
Die Couple of Men berichten aus Peru (Foto: Couple of Men)

Für die einen gibt es nur den Machu Picchu. Andere können es kaum erwarten, Selfies mit einem spuckenden Lama zu schiessen. Das schwule Reiseblogger-Paar Karl und Daan besser bekannt als Couple of Men hatte seine eigenen Pläne. Denn was Peru LGBTIQ an Rechten zugesteht, ist ausbaufähig.

Was Peru LGBTIQ -Rechte angeht, hinkt Peru im Vergleich zu seinen Nachbarländern wie Kolumbien deutlich hinterher. Also haben wir uns mit unserer Regenbogenfahne aufgemacht, das Andenland von der Wüste bis zum Regenwald ein kleines bisschen vielfältiger und regenbogenfarbiger zu machen.

Peru LGBTIQ
Peru LGBTIQ

Schon beim Anflug über die majestätischen Anden erleben wir ein Spektakel, das hier vor allem im Winter – wenn in unserer Hemisphäre Sommer ist – zum Alltag gehört: Dauernebel. Lima versinkt in einer grauen Wolken- und Nebelsuppe. Die Hauptstadt liegt direkt am Pazifischen Ozean und gehört zur tropischen Klimazone, ist aber dem Willen des kühlen Humboldtstroms ausgesetzt. Erst im November ändert sich das Wetter langsam und es wird wärmer. Doch auch im peruanischen Sommer bleibt die Luftfeuchtigkeit hoch.

Was Peru LGBTIQ bietet Unsere Tour beginnt in Miraflores, einem Stadtteil, der einen lebendigen, aufgeweckten und schwulenfreundlichen Eindruck macht. Hier entdecken wir auch einige Bars, Clubs und Saunen, in denen sich Limas schwule Community sicher und frei treffen kann.

Transrechte: Chile verabschiedet historischen Gesetzentwurf

«Auch wenn es derzeit noch keine gleichgeschlechtliche Ehe in Peru gibt, fühle ich mich als Peruaner in Lima sicher und wohl», erzählt uns Marco, der ursprünglich aus dem Norden des Landes stammt. Seit 2011 betreibt er «Llama Trip», Perus erstes Reisebüro für schwule und lesbische Reisende.

Ein Gesetzesentwurf zur Einführung einer eingetragenen Partnerschaft scheiterte 2015. Zwei Jahre später entschied ein Gericht jedoch zugunsten eines Männerpaars. Die Behörden müssen ihre im Ausland geschlossene Ehe anerkennen. Marco zeigt sich zuversichtlich: «Ich bin überzeugt, dass es in den nächsten Jahren nur noch besser werden kann. Peru ist auf dem richtigen Weg.» Aufgrund der Rechtslage auszuwandern, käme für ihn jedoch nicht in Frage. «Ich liebe mein Land und seine Menschen einfach zu sehr. Auch wenn es bis zur Gleichstellung noch einige Jahre dauern wird, brauche ich mir als offen schwuler Mann genauso wenig Sorgen zu machen wie LGBTIQ-Tourist*innen.»

Homosexuelle Paare dürfen sich auf offener Strasse nicht küssen.

Im Hinterkopf zu behalten gilt jedoch ein Gesetz zum «Schutz der öffentlichen Moral»: Homosexuelle Paare dürfen sich auf offener Strasse nicht küssen. Von Ablehnung spüren wir nichts, als wir Hand in Hand die berühmten hölzernen Balkone bewundernd durch die Altstadt Limas schlendern, die seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Auf dem Plaza Mayor schwenken wir Arm in Arm eine Regenbogenfahne und küssen uns. Nun warnt uns Marco doch, etwas vorsichtiger zu sein. Das nehmen wir uns zu Herzen und passen unser gemeinsames Auftreten der Umgebung an.

Zum Machu Picchu, dem alten Königreich der Inka, ist es nicht weit, jedenfalls sieht es auf der Karte nicht danach aus. Doch mit dem Auto oder Bus dauert die holprige Fahrt über 20 Stunden. Der Flug von Lima nach Cusco dauert zwar nur eine Stunde, doch ist es der rapide Anstieg auf knapp 3500 Meter über Meer, der uns zu schaffen macht.

Gletscher statt Grindr – Abschalten in Island

«Es fühlt sich so an, als ob jemand permanent auf meiner Brust sitzt», stöhnt Daan. Aufgrund der ungewohnten Höhe fällt das Atmen schwer, dazu kommt das Schwindelgefühl. Bei der Ankunft in Cusco heisst es also erst mal einen Gang zurückschalten, genügend Zeit einplanen und Tee trinken – aus Kokablättern.

Peru LGBTIQ
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Die Inkas errichteten Machu Picchu im 15. Jahrhundert auf über 2400 Höhenmetern. Unser Trek zur terrassenförmigen Ruinenstadt begann im Dauerregen, doch auf halber Strecke liess der Niederschlag spürbar nach und langsam zeichneten sich die Gipfel der Anden durch die Wolken ab. Noch ein paar Minuten im Gänsemarsch, dann sollten wir die ersten Blicke auf die Ruinen werfen können. Doch was wir sehen, sind zunächst unzählige neonfarbene Regencapes unserer Reisegruppe, die wie Ameisen über die Berge wuseln …

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