«My Policeman» mit Harry Styles – Als Schwulsein noch verboten war
Harry Styles spielt Tom, der ein Doppelleben führt
«My Policeman», die Verfilmung des Bestseller-Romans «Der Liebhaber meines Mannes», hat viel zu bieten: brisanten Stoff, Herzdrama, prickelnde Liebesszenen – und Harry Styles.
Von Barbara Munker, dpa
«Brokeback Mountain» machte es 2005 vor: Das tabubrechende Drama zeigte die tragische Geschichte einer verbotenen Männerliebe, mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal als schwule Cowboys im US-Westen der 1960er Jahren, die ihren Ehefrauen und ihrem Umfeld etwas vormachen. Die Dreiecksromanze «My Policeman» (Originaltitel), nach dem Bestseller-Roman «Der Liebhaber meines Mannes» von Bethan Roberts, versetzt nun ins englische Brighton der 1950er Jahre, als Homosexualität noch ein Verbrechen war.
Der britische Popstar Harry Styles, der gerade erst in dem Science-Fiction-Thriller «Don’t Worry Darling» einen grösseren Auftritt hatte, spielt den jungen Polizisten Tom, der ein Doppelleben führt (MANNSCHAFT berichtete). Trotz seiner Leidenschaft und Liebe für den Museumskurator Patrick (David Dawson) heiratet er die Lehrerin Marion (Emma Corrin), ein sicheres Versteck. Auch Marion, die von der intimen Männerfreundschaft anfangs nichts ahnt, begeistert sich für den charmanten, kunstbeflissenen Patrick. Doch die scheinbar perfekte Dreierfreundschaft endet unheilvoll und für jeden auf andere Weise tragisch.
«Es geht um Liebe und Freiheit, aber vor allem auch darum, später im Leben nicht zu bereuen, Zeit vergeudet zu haben», sagte Styles im September beim 47. Toronto International Film Festival (TIFF), wo der Film seine Weltpremiere feierte. Nun ist das ergreifende Drama ab diesem Freitag bei Amazon Prime Video zu sehen.
Regie führt der britische Theatermann Michael Grandage, der 2016 mit Colin Firth und Jude Law in dem Dichter-Biopic «Genius» sein Filmdebüt gab. In «My Policeman» springt er in Flashbacks zwischen den Jahrzehnten hin und her – von den Träumen und Leidenschaften des jungen Trios zu dem Trauma der älteren Erwachsenen in den 1990er Jahren. Tom (Linus Roache), Marion (Gina McKee) und Patrick (Rupert Everett) tragen Sehnsüchte, Reue und alte Gefühle mit sich.
Bethan Roberts‘ 2012 erschienener Roman «Der Liebhaber meines Mannes» ist von der realen Liebesbeziehung zwischen dem homosexuellen Autor E.M. Forster (1879-1970) und dem verheirateten Polizisten Bob Buckingham inspiriert.
Fans von Styles können den Popstar in der Rolle des hin- und hergerissenen Polizisten Tom nun ausgiebig und in teils freizügigen Liebesszenen erleben. Durch die expliziten Sexszenen handelte sich «My Policeman» in den USA ein striktes R-Rating ein, Jugendliche unter 17 Jahren dürfen den Film nur in Begleitung Erwachsener sehen. In Deutschland ist er bereits ab 12 Jahren freigegeben.
Es mag an der verklemmten Figur des Polizisten liegen, der mit seinem Schwulsein hadert, dass Styles keine allzu grosse Bandbreite an Gefühlen vorzeigt. Ganz klar stiehlt ihm sein Landsmann David Dawson in der Rolle des charismatischen Kurators Patrick die Schau. Der 40-jährige offen schwule Brite, der als Bühnen- und TV-Schauspieler («Peaky Blinders») eine lange Karriere vorweist, brilliert in seiner ersten grossen Filmrolle.
Berührend ist auch der Auftritt des 63-jährigen Rupert Everett, der Patrick als gebrechlichen, älteren Mann spielt. Vor 25 Jahren feierte der Brite mit der Komödie «Die Hochzeit meines besten Freundes» (1997) seinen Hollywood-Durchbruch, als schwuler Freund von Leinwand-Partnerin Julia Roberts. Da hatte sich Everett auch schon im wirklichen Leben als Homosexueller geoutet.
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