«Monkey Man» – Dev Patel im Schutz der Hijra
Neu im Kino!
Ein junger Mann sinnt in «Monkey Man» auf Rache, begibt sich auf eine gefährliche Mission in die kriminelle Unterwelt und landet bei den Hijra.
Was «Monkey Man» in Sachen Handlung zu bieten hat, ist weder neu noch sonderlich originell. Doch das Regiedebüt von Dev Patel beweist gleichzeitig ziemlich nachdrücklich, dass es manchmal vor allem darum geht, wie und auch wo ein Film erzählt wird.
Patel, der durch «Slumdog Millionär» berühmt und für «Lion – Der lange Weg nach Hause» (an der Seite von Nicole Kidman) für den Oscar nominiert wurde, verkörpert hier selbst den namenlosen Protagonisten. Der junge Mann möchte in einer fiktionalen, aber nicht von ungefähr an Mumbai erinnernden indischen Stadt einen korrupten Polizisten und dessen Mitstreiter*innen zur Rechenschaft ziehen, die für den Tod seiner Mutter verantwortlich sind, und schleicht sich deswegen als Kellner in einem exklusiven Nachtclub ein. Doch mit der Zeit erkennt er, dass hinter seinem privaten Trauma ein ganzes System sozialer Ungerechtigkeit und Ausbeutung sowie der Aufstieg eines ruchlosen religiösen Nationalismus steckt.
Die politische Dimension dieser Geschichte reizt Patel, selbst Brite mit indischen Wurzeln, in «Monkey Man» nicht wirklich aus, zumindest was die Anspielungen an ganz konkrete Entwicklungen in der indischen Politik- und Parteienszene angeht. Andererseits ist es in gewisser Weise schon politisch, mindestens aber überfällig, einen westlich produzierten Actionthriller mit einem Protagonisten wie ihm zu sehen. Noch dazu in einem Setting, das nur so strotzt vor Referenzen und Anspielungen nicht nur an Bruce Lee oder «John Wick», sondern vor allem auch an indische Mythen, Bräuche und Alltagsrealitäten.
Die interessanteste und bemerkenswerteste Integration gesellschaftspolitischer Begebenheiten erfolgt im zweiten Filmdrittel. Da nämlich landet The Kid, wie Patels Held im Abspann schlicht genannt wird, nach vorübergehendem Scheitern seiner Mission Unterschlupf und Schutz bei den Hijra. In dieser Gruppe gesellschaftlicher Aussenseiter*innen des dritten Geschlechts, das in der Hindu-Kultur eine lange Tradition hat und trotzdem nicht unbedingt Bestandteil des Mainstreams ist, gelingt es ihm überhaupt erst, seine vollen Kräfte zu entfalten. Und die weise Alpha (Vipin Sharma) und ihre – nicht selten transgeschlechtlichen – Mitstreiter*innen stehen ihm auch später in seinem Kampf bei.
Im Presseheft zum Film sagt Patel, es sei ihm ein Anliegen gewesen, die Hijra nicht als gesellschaftliche Opfer, sondern als selbstbestimmte, starke Heldinnen zu zeigen. Und Pehan Abdul, eine der Darsteller*innen, gibt zu Protokoll: «Ich hoffe, dass wir anderen trans Personen als Vorbilder dienen und zeigen können, dass man nie aufhören sollte davon zu träumen, was und wer man wirklich sein will. Ich hoffe, dass die Botschaft dieses Films Menschen auf der ganzen Welt erreicht. Und wünsche mir, dass er vielleicht ein paar Leute umdenken lässt, was die Art und Weise angeht, wie man uns behandelt.»
Ganz abgesehen davon ist «Monkey Man» allerdings auch ein Genrefilm, der schlicht als mitreissende Unterhaltung funktioniert. In der Mitte hängt das Tempo mal ein wenig durch und die permanenten Rückblenden in die Kindheit des Protagonisten sind zu viel des Guten. Doch visuell ist der Film ein echtes Ereignis, der vielschichtige Soundtrack begeistert und was das Inszenieren von Action aller Art angeht, erweist sich Patel als erstaunliches Naturtalent.
Pink Apple widmet sich dieses Jahr den Schwerpunkten Bisexualität, Fetisch und Coming-out. Gezeigt werden Filme u.a. aus Spanien, Brasilien, Norwegen und Schweden (MANNSCHAFT berichtete).
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