MANNSCHAFT-Playlist: Queere Musikperlen für deinen Frühling
Von Becky, der Dragqueen aus dem Berliner Underground, bis zu Yves Tumor, dem nicht-binären Popstar
Es gibt was Frisches auf die Ohren, die heissesten unter den neuen queeren Alben – und obendrauf unsere Playlist für ein beschalltes Frühjahr.
Unsere Playlist jetzt anhören:
Can’t Get It Out Of My Head
Eine exquisite Auslese von aktuellen Ohrwürmern findest du in unserer MANNSCHAFT-Playlist:
Unsere Album-Tipps:
Yves Tumor – «Praise A Lord Who Chews But Which Does Not Consume; (Or Simply, Hot Between Worlds)» Yves Tumor hat einiges zu sagen, wie schon der ausgedehnte Titel des fünften Studioalbums andeutet. Dabei sind die Botschaften des extrovertierten nicht-binären Popstars, der bereits im Vorprogramm von Florence + The Machine spielte, alles andere als plakativ oder oberflächlich.
Schonungslos wirft Sean Bowie, wie Yves Tumor mit bürgerlichem Namen heisst, einen Blick auf eine von Hass, Intoleranz und Rassismus geprägte Gesellschaft.
Ihr mahnend gegenüber stellt Yves eine Rock-Platte, die mit jedem Klischee bricht, das man von einer eben solchen erwarten würde. Zwar sind Schlagzeug, E-Gitarren und Bowies rotziger Gesang die vordergründigen Ton- und Takt-Geber, doch wird die resultierende Härte durch ein Potpourri aus psychedelischen Harmonien, Hip-Hop-Einflüssen sowie orchestral aufgepeppten Instrumentierungen durchbrochen. «Praise A Lord . . . » präsentiert sich als Genregrenzen sprengendes Avant-Garde-Meisterstück. Mehr queere Power und Grandezza hat man lange nicht zu hören bekommen! Erschienen am 3.3.2023 (WARP Records/Rough Trade)
Lie Ning – «utopia» Als kreatives Multitalent mit samtiger Falsettstimme versteht es Lie Ning, sich und seine düster schillernden Disco-Soul-Sounds gekonnt in Szene zu setzen. «utopia» ist der erste Longplayer des Mittzwanzigers.
Bei der Produktion setzte er bewusst auf die Hilfe eines Teams aus queeren schwarzen und FLINTA*-Personen, um ein Gegengewicht zu dem von weissen cis Männern dominierten Popbusiness zu schaffen. Stilistisch erinnert die Platte gleichermassen an Werke Anohnis, Years & Years‘ und Woodkids. Erscheint am 14.4.2023 (Humming Records)
*Die Abkürzung FLINTA steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen
Fever Ray – «Radical Romantics» Karin Dreijer hat den Rotstift angesetzt und malt bewusst über den Rand. Den Rand dessen, was im Allgemeinen unter schön oder hässlich verstanden wird. Ihr Alias Fever Ray steht optisch wie akustisch für eine geschlechtsneutrale Bizarrerie. Schrullig, jedoch eingängig und tanzbar wirkt auch das, was sie auf «Radical Romantics» zusammengeschustert hat. Unterstützung gab es dabei erstmals wieder von ihrem Bruder Olof, mit dem sie einst das Erfolgsduo The Knife bildete. Erschienen am 10.3.2023 (Republic/Universal Music)
Everything But The Girl – «Fuse» Wer, wenn nicht Tracey Thorn und Ben Watt, sind prädestiniert dafür, sich dem aktuellen Nineties-Rival anzuschliessen? Beziehungsweise es mit Authentizität zu unterfüttern, war es schliesslich ihr Projekt Everything But The Girl, das der Drum’n’Bass- sowie Deep-House-Bewegung einst einen energetischen Anschub lieferte. «Fuse» ist das erste Album des Ehepaars seit 24 Jahren und eine beeindruckende Reminiszenz an die Clubmusik der Vergangenheit, die eine Liaison mit Soul und Downtempo-Impulsen wagt. Erscheint am 21.4.2023 (Buzzin‘ Fly Records/Virgin Music)
Becky – «Tossing and Turning» Dragqueens sind laut und schrill, dringt es aus der mit Stereotypien beladenen Schublade. Dass dem ganz und gar nicht so sein muss, beweist die aufstrebende Berliner Underground-Songwriterin Becky. Ihre Debüt-EP ist rau und nachdenklich. Gespickt mit englischen und deutschen Lyrics, beherrscht von progressiven Melodien und wenig Schnickschnack. Ein Spiegel für das originelle Wesen, das hinter dem Make-up steckt und das mit Indierock deutlich mehr anfangen kann als mit seelenlosem Bubble-Pop. Erschienen am 27.1.2023 (self-released)
Liebe, Sex und Selbstbehauptung: Popstars werden immer dann besonders gehypt, wenn ihre Musik vermeintliche Rückschlüsse auf ihr Privatleben zulässt. Auch bei Miley Cyrus ist das so: Der pansexuelle Star spielt auf seinem gespannt erwarteten neuen Album bewusst damit (MANNSCHAFT berichtete).
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