Eine Nacht mit … Lily Tomlin
Ein Vorbild seit mehr als fünf Jahrzehnten
Es wird Zeit, sich mal wieder einer Grand Dame zu widmen. Schauspiel, Gesang, Kabarett und noch viel mehr: Lily Tomlin ist äusserst vielseitig und setzt sich dabei immer auch für queere Interessen ein.
Lily Tomlin wird nicht nur, wie etwa Bette Midler, Judy Garland oder Jane Fonda, von vielen queeren Fans bewundert, sondern ist selbst auch lesbisch. Angefangen hat ihre Karriere in der Stand-up-Comedy der 60er Jahre. Schon damals stand sie in männlichen und weiblichen Rollen auf der Theaterbühne. In das Filmgeschäft ist sie so hineingerutscht. Dies geschah, als Robert Altman ihr für seinen halbdokumentarischen Film «Nashville» eine Rolle anbot – und dafür bekam sie sogar gleich eine Oscarnominierung.
Unbedingt hingewiesen werden muss an dieser Stelle auf den Dokumentarfilm «The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik». Es geht um die Queerness in Hollywoods Kino, die von Anfang an da war, aber immer unsichtbar gehalten wurde. Die Doku machte all das endlich sichtbar. Lily hat sich massgeblich um die Finanzierung gekümmert, am Drehbuch mitgearbeitet und auch die englische Sprecherinnenstimme übernommen. Mittlerweile auch schon 30 Jahre alt, ist der Film aber immer noch sehr sehenswert.
Hier nun aber jetzt fünf Auftritte von Lily Tomlin als Schauspielerin, aus einer Karriere die mittlerweile schon mehr als fünf Jahrzehnte umspannt.
#Nashville Gleich bei der ersten Filmrolle eine Oscar-Nominierung, davon träumen wohl viele. Lily Tomlin hat dies 1975 erreicht – auch wenn die Fallhöhe danach sicher sehr hoch war. Der Film zeigt das Leben von 24 Menschen kurz vor der 200-Jahr-Feier der USA. Lily spielt die Gospelsängerin und Mutter von zwei gehörlosen Kindern, Linnea Reese. Die einzelnen Figuren, ein Countrystar, eine wenig begabte Sängerin, Musikjournalisten und Politiker kommen immer wieder miteinander in Kontakt und so entwickelt sich ein loses Geflecht aus Beziehungen. Es geht um ihre Wünsche, Träume und Enttäuschungen.
Alle wollen in der Countrymusikszene eine wichtige Rolle spielen, doch den wenigsten gelingt dies. Regisseur Robert Altman zeigt hier die allein auf Kommerz ausgerichteten Muster der US-Country-Musikindustrie. Und deren schleichenden Abstieg. Denn im Jahr 1975, als der Film spielt, war der Höhepunkt der Countryphase, die von Nashville ausging, bereits schon wieder vorbei und der bei «echten» Fans verpönte Country Pop auf dem Vormarsch. Hier streambar
#Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um? Mittlerweile ein Klassiker: Lily Tomlin, Jane Fonda und Dolly Parton in einem Film. Die drei Frauen hocken jeden Tag an ihren Schreibtischen in ihren Büros und müssen ihren Chef aushalten. Dann jedoch kommt ihnen die Idee, ihren Chef irgendwie loszuwerden. Anders als der deutsche Titel es nahelegt, bringen sie ihn aber nicht um – aus dem Weg räumen sie ihn aber trotzdem.
Lily spielt Violet Newstead, eine Mutter vierer Kinder, die schon zwölf Jahre in der Firma ist. Die ihr zustehende Beförderung bekommt dann ein männlicher Kollege, was bei ihr das Fass zum Überlaufen bringt. Daraufhin setzen sich die drei Frauen zusammen und brüten einen Plan aus.
Im Jahr 1980 war dieser Film der kommerziell zweiterfolgreichste Film nach «Das Imperium schlägt zurück». 2009 brachte Dolly Parton dann auch noch ein Musical unter dem englischen Titel es Filmes «Nine to Five» auf die Bühne. Für Lily und Jane Fonda war es der erste grosse gemeinsame Auftritt. Die zwei traten zuletzt in «Brady’s Ladies» und «Moving On», beide aus dem Jahr 2023, wieder gemeinsam auf. Hier streambar. Den Trailer gibt es hier zu sehen
#Tee mit Mussolini Regisseur Franco Zeffirelli verarbeitet hier seine Kindheitserinnerungen. Der junge Luca hat beide Eltern verloren – die Mutter ist gestorben, der Vater abgehauen. Aber wenigstens hat der Vater noch eine reiche Engländerin darum gebeten, für den Sohn zu sorgen. Und so lebt Luca inmitten all der reichen englischen Damen in Florenz.
Dies sind die zähe und mürrische Diplomatenwitwe Lady Hester, die verträumte Arabella und die exzentrische Elsa. Mit dabei ist auch noch die lesbische Archäologin Georgie, die von Lily gespielt wird. Die anderen Rollen übernahmen Maggie Smith, Judi Dench und Cher.
Doch der Krieg rückt näher, die Stimmung wird bedrückender und eigentlich wäre es Zeit, darauf zu reagieren. Doch die reichen Ladys lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie ignorieren die Bedrohungen wo es geht. Als der Krieg dann ausbricht, werden die Engländerinnen zu Feinden erklärt und müssen sich verstecken. Es geht in dem Film zentral um die Frage, ob man sich durch Passivität, selbst wenn man Teil einer Minderheit ist, dennoch tief moralisch verstricken kann. Hier streambar
#Grace and Frankie Und auch hier spielen Lily und Jane Fonda wieder zusammen. Zwei heterosexuelle Paare treffen sich eines Abends gemeinsam zum Essen. Dort erklären die beiden Männer ihren Frauen, dass sie nicht nur seit Jahrzehnten eine gemeinsame Anwaltskanzlei haben, sondern auch ein Paar sind. Ihren Lebensabend wollten die beiden Männer nun zusammen verbringen. Damit ist der schöne gemeinsame Abend der vier Personen vorzeitig beendet.
Die effiziente Unternehmerin Grace zieht dann mit Frankie, gespielt von Lily, in das durch den Auszug des Gatten freigewordene Haus. Doch so richtig gut kommen sie erst nicht miteinander zurecht, da Frankie sich von ihrer Flowerpowerphase noch nicht ganz verabschiedet hat.
Für ihre Darstellung erhielt Lily dann sogar eine Golden-Globe-Nominierung. Und auch RuPaul hat einen kurzen Gastauftritt in einer Episode. Dies ist die zweite Begegnung der beiden vor der Kamera, denn Lily war bereits vorher einmal Gastjurorin in der dritten Staffel von «RuPaul’s Drag Race». Hier streambar
#Grandma Elle ist eine Autorin, deren Partnerin kürzlich verstorben ist. Und damit muss sie erst einmal zurecht kommen. Dann taucht plötzlich ihre Enkelin bei ihr auf, und auch sie bringt noch Probleme mit. Sie bittet Elle um Geld, damit sie ihre Abtreibung bezahlen kann. Doch die Grossmutter, gespielt von Lily, ist selbst gerade nicht gut bei Kasse. Daher beschliessen beide, sich auf den Weg zu machen, um bei Freunden Geld für die Abtreibung zu sammeln.
Der Film verhandelt gleich mehrere Aspekte, die verworren und verknäult sind und immer wieder durch komische Momente unterbrochen werden. Es geht natürlich um Queerness, um das in den USA besonders polarisierte Thema der Abtreibung, aber auch um Generationenperspektiven, Verluste und Ärgernisse des Alter – und letztlich um Solidarität und Freundschaft. Hier streambar
Mehr: Queer im Wallis – Im Paradies des Teufels: Aufwachsen in einer tief katholischen und stockkonservativen Gegend (MANNSCHAFT+)
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