Kritik: Minister Anschober leugnet MSM-Diskriminierung bei Blutspende

Eine Anpassung der Blutspenderverordnung sei nicht erforderlich, da gar keine Diskriminierung stattfinde, meint der österreichische Gesundheitsminister

Symbolbild: AdobeStock
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Die HOSI Wien übt scharfe Kritik an Gesundheitsminister Anschober (Grüne)  Er leugnet die Diskriminierung schwuler und bisexueller Männer bei der Blutspende.

Schwule und bisexuelle Männer sollen weiterhin von der Blutspende ausgeschlossen bleiben. Gleichzeitig werben die Grünen im aktuellen Wiener Wahlkampf um die Stimmen aus der LGBTIQ-Community – mit Minister Anschober auf den Plakaten. Das sorgt für Unverständnis – und Kritik.

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Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien ist irritiert von Gesundheitsminister Rudolf Anschobers Stellungnahme zur parlamentarischen Petition «Blutspende öffnen – Leben retten» von Yannick Shetty, dem LGBTIQ-Sprecher der NEOS. Über 2.000 Menschen hatten die Petition unterstützt. Darin heisst es: «Der pauschale Ausschluss von MSM beruht auf der diskriminierenden Annahme, dass ihr Sexualverhalten per se als Risiko zu bewerten ist.»

Derzeit dürfen Männer, die Sex mit Männern haben, in Österreich kein Blut spenden. Dabei käme es mitten in der derzeitigen Gesundheitskrise eigentlich auf jede*n einzelne*n Blutspender*in an. Doch das Ministerium schreibt in einer Stellungnahme an den Petitionsausschuss, dass gar «keine Diskriminierung stattfindet». Begründet wird das bestehende Verbot mit dem höheren Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten bei MSM.

Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien, erklärt: «Riskant ist aber nicht, mit welchem Geschlecht man Sex hat, sondern wie man diesen hat.» Ein heterosexueller Mann, der ohne Kondom mit unterschiedlichen Frauen schlafe, habe ein höheres Infektionsrisiko als schwule oder bisexuelle Männer, die in einer monogamen Beziehung lebten bzw. konsequent Kondome benutzten.

Zudem sie stellt klar: «Diese pauschale Abstempelung, dass es automatisch ein Risikoverhalten wäre, als Mann mit Männern zu schlafen, ist heutzutage unhaltbar. Diesen Sachverhalt bestätigt auch die AIDS-Hilfe Wien in ihrer Stellungnahme. Eine Ungleichbehandlung ohne ausreichende sachliche Begründung ist genau das: Diskriminierung. Traurig, dass ein grüner Gesundheitsminister so banale Tatsachen bestreitet.»

«Dabei heben die Grünen im Wiener Gemeinderatswahlkampf Anschober auf ihre Plakate. Und auf anderen Plakaten werben sie mit dem Slogan ‚Wer macht Equality, wenn nicht wir‘ um die LGBTIQ-Community. Wir erwarten, dass die Wiener Grünen ihre Haltung zum Blutspendeverbot und zu Anschobers Stellungnahme noch vor der Wahl kommenden Sonntag klarstellen.»

Man könne nicht gleichzeitig aktiv um die LGBTIQ-Community werben, aber dann zu solcher Politik des eigenen Ministers schweigen, so Otte.

Quasi-Blutspendeverbot für Schwule und Bi-Männer bröckelt

Kritik kommt auch vom Vorsitzenden der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo, Mario Lindner: «Wer bei der aktuellen Regel keine Diskriminierung sieht, hat wirklich nichts verstanden. Es ist höchste Zeit, dass endlich das individuelle Risiko-Verhalten zählt und nicht die sexuelle Orientierung.» Doch ein Ende der Diskriminierung werde es mit dieser schwarz-grünen Bundesregierung ganz offensichtlich nicht geben, so Lindner.

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