Kim Petras ziert das Cover der deutschen «Vogue»

Kim Petras (Foto: Micaiah Carter für Vogue Germany)
Kim Petras (Foto: Micaiah Carter für Vogue Germany)

Die deutsche Sängerin Kim Petras spricht in der Vogue über ihren Weg in den Pop-Olymp, den Umgang mit transphoben Hasskommentaren und warum es ihr wichtig ist, nicht zu vergessen, woher sie kommt

Von Uckerath nach Los Angeles – und schliesslich auf die grossen Bühnen: Kim Petras, Coverstar der unter dem Titel «Dream Big» erscheinenden Novemberausgabe von Vogue Germany, hat in den vergangenen 13 Monaten vieles erreicht, wovon junge Musiker*innen träumen. Im September 2022 veröffentlichte sie mit Sam Smith die Single «Unholy», die zum weltweiten Nummer-Eins-Hit avancierte (MANNSCHAFT berichtete) und für die Petras und Smith im November 2022 mit einem MTV Europe Music Award ausgezeichnet wurden; im Februar 2023 folgte ein Grammy. Für ihre Single «Alone» holte sie sich Rapperin Nicki Minaj an die Seite. Im Juni erschien ihr Debütalbum «Feed The Beast» (MANNSCHAFT berichtete).



Kim Petras ist damit die erste offen trans Person, die in der 65-jährigen Geschichte des begehrten Musikpreises in einer der Hauptkategorien gewann – und sie ist die erste Deutsche, die ihn in besagter Pop-Kategorie mit nach Hause nehmen durfte. Vogue Germany traf Kim Petras zum Covershooting im legendären Chateau Marmont in Los Angeles und sprach mit ihr über ihren Werdegang und was sie antreibt, den Umgang mit Social Media und weshalb Besuche in ihrem Heimatort sie erden.

Kim Petras hat in den letzten Monaten viel erreicht, für sie ist das erst der Anfang: «Einen grossen Moment zu haben wie den Grammy, eine Single mit Nicki Minaj aufzunehmen …Das ist cool. Es ist toll, dass ich es da reingeschafft habe, aber jetzt ist mein Ziel, dort zu bleiben. Und das wird ebenso schwer.» Sie ergänzt: «Ich liebe einfach, was ich tue, und bin total besessen davon, so produktiv zu sein, wie ich nur kann. Das tue ich auch für meine Fans.»

Kim Petras
Kim Petras

Über Jahre hinweg hat sie etwa drei, vier Songs am Tag ge­schrieben. Einfach, um gut vorbereitet zu sein – und auch, weil das Schreiben sie ausgleiche: «Ich schreibe jeden Tag Wörter und Sätze, die mir gefallen oder die mir etwas bedeuten, in mein kleines Lyrics-Buch. Ich habe es immer dabei. Morgens zwinge ich mich dazu, festzuhal­ten, was mir so im Gehirn rumschwirrt, das ist ein bisschen wie Meditieren», erklärt sie laut einer Pressemitteilung.

Für Kim Petras fühlt es sich auf Social Media manchmal an, als machten alle das Gleiche. Ihr Nutzungsverhalten hat sie aber auch verändert, weil fremde Meinungen sie zunehmend beeinflusst – und teils verletzt – haben: «Ich habe mir früher ganz viele Netz­kommentare durchgelesen, und dann habe ich gemerkt, dass ich Meinungen anderer Leute einfach übernommen habe. Je mehr ich andere Meinungen aufsog, desto kleiner wurden meine eigenen Meinungen, und das gefiel mir nicht.»



Seit sie jung ist, ist sie immer wieder Hasskommentaren und Transphobie ausgesetzt. «Viele Leute haben ganz, ganz fiese Sachen zu mir gesagt. (…) Egal, wie sehr ich an mir arbeite – wenn Menschen ungefragt mein Äusseres, mein Ge­wicht und meinen Körper kommentieren, kommt das schon manchmal an mich ran, auch wenn ich eigentlich weiss, dass es nichts bedeutet und ich mich selbst mag. Das ist einfach etwas, was mit meinem Beruf einhergeht und womit ich leben muss.»

Nach Deutschland fährt sie mindestens einmal im Jahr, «damit ich nicht komplett verrückt werde», wie sie sagt: «Für mich ist es wichtig, mich da­ran zu erinnern, wo ich herkomme und warum ich so bin, wie ich bin, und wovon ich geträumt habe als Kind. (…) Ich war damals so gestresst und wollte un­bedingt weg an einen grösseren Ort. Wenn ich heute zu Hause zu Besuch bin, kann ich diese ganze Natur und die Schönheit darin se­hen, wie ruhig es da ist. Jetzt, wo ich ein stressiges Leben habe, seh­ne ich mich einfach ein bisschen danach, und das ist auf jeden Fall ein seltsames Gefühl. Aber jedes Mal, wenn ich wieder zurückkom­me, weiss ich für mich wieder so ein bisschen besser, wer ich bin.»

Mit ihrem Weg will sie auch ein Vorbild für andere sein: «Ich bin nicht im Reichtum gross geworden, ich habe keine berühmten Eltern, ich hatte ein­fach einen Traum und habe sehr, sehr hart daran gearbeitet. Ich hoffe, das inspiriert andere Leute, dass du vieles schaffen kannst. Du kannst von überall herkommen und deine Träume wahr ma­chen – auch wenn du aus einem Kaff in Deutschland kommst!»

Die Novemberausgabe von Vogue Germany mit Kim Petras ist ab Samstag im Handel.

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