Jetzt doch: Gesundheitsminister will Blutspendeverbot für MSM abmildern
Eine Anpassung der Verordnung sei nicht erforderlich, da gar keine Diskriminierung stattfinde, hatte der österreichische Gesundheitsminister noch zum Wochenstart gesagt
Noch sind in Österreich Männer, die in den vergangenen 12 Monaten Sex mit Männern (MSM) hatten, quasi ausgeschlossen. Nach heftiger Kritik hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nun überraschend eine Anpassung beim Blutspendeverbot noch dieses Jahr angekündigt.
Sehr erfreut zeigte sich am Dienstag der LGBTIQ-Sprecher der NEOS, Yannick Shetty, dass das diskriminierende Blutspendeverbot nun endlich beendet werden soll: «Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Die von uns initiierte Petition, welche die Blutspende für alle Bürgerinnen und Bürger ermöglichen soll, ganz egal, wen man liebt, war die erfolgreichste in dieser Legislaturperiode. Tausende haben das Anliegen unterstützt. Wir NEOS haben nicht lockergelassen. Es freut mich, dass hier nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden und Minister Anschober seine Meinung geändert hat.»
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Der grüne Minister hatte zu Wochenbeginn noch erklärt, eine Anpassung der Verordnung sei nicht erforderlich, da ja gar keine Diskriminierung stattfinde (MANNSCHAFT berichtete).
Ziel sei nun laut Anschober, die Rückstellzeit von 12 Monaten abzusenken. In einigen europäischen Ländern ist das bereits geschehen. So ist etwa in Grossbritannien die Blutspende für homo- und bisexuelle Männer ohne Einschränkung möglich, sogar in Ungarn (MANNSCHAFT berichtete). Dänemark hat die Befristung für den Ausschluss auf vier Monate reduziert; auch in Deutschland wird eine Senkung der Befristung diskutiert.
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Auch die HOSI Wien hatte vorab scharfe Kritik am grünen Gesundheitsminister geübt. Man zeigte sich irritiert von Anschobers Stellungnahme zur parlamentarischen Petition «Blutspende öffnen – Leben retten» von Yannick Shetty, dem LGBTIQ-Sprecher der NEOS. Über 2.000 Menschen hatten die Petition unterstützt. Darin heisst es: «Der pauschale Ausschluss von MSM beruht auf der diskriminierenden Annahme, dass ihr Sexualverhalten per se als Risiko zu bewerten ist.»
Derzeit dürfen Männer, die Sex mit Männern haben, in Österreich kein Blut spenden. Dabei käme es mitten in der derzeitigen Gesundheitskrise eigentlich auf jede*n einzelne*n Blutspender*in an. Doch das Ministerium schrieb in einer Stellungnahme an den Petitionsausschuss, dass gar «keine Diskriminierung stattfindet». Begründet wurde das bestehende Verbot bisher mit dem höheren Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten bei MSM.
Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien, erklärte: «Riskant ist aber nicht, mit welchem Geschlecht man Sex hat, sondern wie man diesen hat.» Ein heterosexueller Mann, der ohne Kondom mit unterschiedlichen Frauen schlafe, habe ein höheres Infektionsrisiko als schwule oder bisexuelle Männer, die in einer monogamen Beziehung lebten bzw. konsequent Kondome benutzten.
Kritik kam auch vom Vorsitzenden der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo, Mario Lindner: «Wer bei der aktuellen Regel keine Diskriminierung sieht, hat wirklich nichts verstanden. Es ist höchste Zeit, dass endlich das individuelle Risiko-Verhalten zählt und nicht die sexuelle Orientierung.»
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