Handballerin Nathalie Hagman: «Hoffent­lich wird es einfacher!»

Queere Menschen 2023 – unser Jahresrückblick

Die Handballerinnen Nathalie Hagman (l) und Daniela de Jong (Foto: Instagram/ danieladejong)
Die Handballerinnen Nathalie Hagman (l) und Daniela de Jong (Foto: Instagram/ danieladejong)

Handballerin Nathalie Hagman ist seit Jahren eine feste Grösse in der schwedischen Nationalmannschaft. In diesem Jahr wechselte sie nach Rumänien, um bei ihrer Freundin leben zu können und durchlebte einige Höhen und Tiefen.

Es war nicht das Ergebnis, das sich Nathalie Hagman erhofft hatte. Als Co-Gastgeberinnen hatten die Schwedinnen schliesslich von einer Medaille geträumt, unterlagen letztlich aber bei der Weltmeisterschaft Mitte Dezember in einem packendem Spiel um Platz drei den Däninnen, während sich Frankreich im Finale gegen Norwegen durchsetzte.



«Das ist natürlich enttäuschend für uns», sagt Hagman, die wieder einmal die beste Werferin ihres Teams war und damit auch ein Faktor für den überaus ansehnlichen Start der Schwedinnen in das Turnier mit sieben Siegen in Serie. Die Konstanz der Flügelspielerin war dabei – wie schon seit Jahren – beeindruckend. Seit ihrem Debüt 2009, als sie mit damals 17 Jahren als jüngste Spielerin überhaupt für die Drei-Kronen-Nation auflief, gehört sie zu den Leistungsträgerinnen ihres Landes.

Mittlerweile bestritt sie 203 Partien, erzielte 733 Treffer, holte EM-Silber und -Bronze, nahm an den Olympischen Spielen teil und hält ganz nebenbei noch den EM-Rekord mit 17 Treffern in einem Spiel. Bei der WM 2021 übertraf sie sich dann sogar selbst, netzte in einer Partie 19-mal ein und wurde letztlich Torschützenkönigin des Turniers. In diesem Jahr folgte bei der WM erneut die Wahl in das Allstar-Team.

Nachvollziehbar, dass Hagman dementsprechend gefragt bei diversen Klubs ist  Nach Stationen in Schweden, Dänemark und Frankreich wechselte die mittlerweile 32 Jahre alte Sportlerin zu dieser Saison zu SCM Râmnicu Vâlcea nach Rumänien – nicht zuletzt weil sie hier mit ihrer langjährigen Partnerin Daniela de Jong gemeinsam in einem Klub spielen kann.

Die Handballerinnen lernten sich bei der WM vor zwei Jahren in Spanien kennen und merkten schnell, dass sie mehr als nur der Sport verbindet. Auch in diesem Jahr standen beide im Kader der schwedischen Auswahl, allerdings brach sich die 25-Jährige de Jong im letzten Hauptrundenspiel die Hand und musste von da an von der Tribüne aus zuschauen.

Dass die Frauen ihre Leidenschaft zum Handball teilen, war in der Vergangenheit indes nicht immer ein Vorteil. Schliesslich sind die Terminkalender voll, die Spieltage ähnlich und die Möglichkeiten, beieinander zu sein, rar gesät. «Ich hatte das Gefühl, dass es für mich jetzt Priorität hat, dass wir mehr Zeit miteinander haben. Es ist sehr schwierig, eine Beziehung zu führen, wenn man sich zweimal im Jahr sieht», erklärt Hagman gegenüber MANNSCHAFT ihren Wechsel nach Rumänien, während de Jong ergänzt: «Ich bin sehr glücklich, sie hier zu haben und das alles mit ihr teilen zu können.»

Bei der WM teilte sich die beiden im Übrigen kein Zimmer, wenngleich die Frauen sich im Handball durch aus anerkannt fühlen. «In der Sportwelt herrscht diesbezüglich ein sehr angenehmes Klima», meint Hagman, die sich aber durchaus bewusst ist, dass die Situation in Ungarn, wo in den kommenden Jahren Grossturniere ausgetragen werden, und die Gesetzeslage für LGBTIQ überaus kritisch sind (MANNSCHAFT berichtete).

Ich weiss, dass es viele gibt, die gerne ein so schönes Leben führen würden wie wir, die es aber verheimlichen müssen.

«Ich finde es traurig, dass es in vielen Ländern nicht akzeptiert wird, in jemanden des gleichen Geschlechts verliebt zu sein. Ich weiss, dass es viele Menschen gibt, die gerne ein so schönes Leben führen würden wie ich und Daniela, die es aber verheimlichen müssen», sagt Hagman und fügt hinzu: «Es ist eine Schande».

Auch in ihrer neuen Wahlheimat Rumänien sei der Alltag nicht immer leicht, wenngleich sie betont, dass sie sich im Verein überaus willkommen fühlt. «Es wird aber nicht allgemein akzeptiert. Sie liegen da hinter Schweden, aber dort hat sich in den letzten zehn Jahren auch viel getan», so Hagman. «Hoffentlich wird es einfacher.»

Der Norweger Ola Hoftun Lillelien erklärte 2022 als erster Handballer einer Profiliga, öffentlich dass er schwul ist – und wählte dafür einen speziellen Tag (MANNSCHAFT berichtete).

Das könnte dich auch interessieren