Grimme-Preis für Maren Kroymann und «Queer Eye Germany»
Seit 1964 werden die Ehrungen jährlich vergeben
Der Grimme-Preis gilt als Ritterschlag für jeden, der hochwertiges Fernsehen machen möchte. Nun haben die Jurys entschieden. Die begehrte Auszeichnung verbindet 2023 wirft einen Blick auf die Vielfalt der Gesellschaft.
Der eine Kinderstar, der andere Kritikerliebling: Satiriker Jan Böhmermann und das berühmte Sandmännchen aus dem Kinderfernsehen werden in diesem Jahr mit Grimme-Preisen ausgezeichnet. Das teilte das Grimme-Institut am Dienstag in Köln mit. Der Grimme-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung, die man in Deutschland für eine Fernsehproduktion bekommen kann.
Insgesamt wurden am Dienstag in Köln 16 Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise bekanntgegeben. Die Auszeichnungen sind zwar nicht mit Geld verbunden, gelten unter Fernsehleuten aber als hochrenommiert. Seit 1964 werden sie jährlich verliehen. Übergeben werden die Trophäen in diesem Jahr am 21. April in Marl.
Gute Nachrichten nach krisenhaften Zeiten gab es zudem für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Mit dem Preis für die «besondere journalistische Leistung» zeichnete die Grimme-Jury die Redaktion des RBB-Politmagazins «Kontraste» aus. Gewürdigt wurden ihre «kontinuierlichen investigativen Recherchen zu Randthemen des Rechtsradikalismus».
Schon bei den Nominierungen für den Grimme-Preis – in diesem Jahr waren 71 Produktionen und Einzelleistungen ins Rennen gegangen – hatte sich abgezeichnet, dass das Thema Vielfalt in der Gesellschaft ein prägendes für den diesjährigen Grimme-Jahrgang werden könnte. Zum Teil bewahrheitete sich das auch. Mehrere Formate aus diesem Spektrum konnten sich am Dienstag über eine Auszeichnung freuen.
Eine Auszeichnung wurde zum Beispiel an das Format «Queer Eye Germany» des Streamingdienstes Netflix vergeben, in dem queere Lifestyle-Experten das Leben ihrer Kandidaten zum Positiven verändern wollen. «Echte Empathie und Sensibilität im Ausdruck sind ein seltenes Gut auf dem Gebiet des Reality-Fernsehens», würdigte die Jury die Show. Einen weiteren Preis bekam Netflix für die Serie «Kleo» mit Schauspielerin Jella Haase zugesprochen.
Die sogenannte besondere Ehrung im Rahmen des Grimme-Preises geht 2023 unterdessen an Kabarettistin und Schauspielerin Maren Kroymann. Mit ihrem Schaffen und Wirken stehe die 73-Jährige «für die kraftvolle Vielfalt weiblicher Identitäten im Deutschen Fernsehen», hiess es zur Begründung. «Dabei hat sie die Hürden und Entwertungen der traditionell männlich geprägten Fernsehkultur durchleben müssen, wovon sie sich aber nicht hat entmutigen lassen, im Gegenteil.»
Sie «nutzt das Fernsehen als Medium, um gesellschaftliche und medial konstruierte Frauenbilder aufzudecken, welche Frauen immer wieder entwerteten, auf Kinder und Küche reduzierten und erotisierten. (…) Mit ihrem Schaffen und ihrer Persönlichkeit hat sie auf diesem Weg einen wesentlichen Beitrag zur Auflösung weiblicher Stereotypen und misogynen Frauenbildern in den Medien geleistet.»
Kroymann durfte in diesem Jahr das Gedenken an queere NS-Opfer im Bundestag mitgestalten (MANNSCHAFT berichtete). Die offen lesbische Künstlerin wird immer wieder mit wichtigen Preisen geehrt wie 2020 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille (MANNSCHAFT berichtete).
Bei der besonderen Ehrung im Rahmen des Grimme-Preises handelt es sich um eine spezielle Auszeichnung, die der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) – der Stifter des Grimme-Preises – verleiht. Laut Statut wird sie Persönlichkeiten zugesprochen, die sich in herausragender Weise um das Fernsehen verdient gemacht haben.
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