Frustrierte Schweizer reisen für Affenpocken-Impfung ins Ausland

Thomas und sein Partner machten einen Impf-Trip ins Elsass

Bild: iStockphoto
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Noch immer fehlt in der Schweiz der versprochene Impfstoff gegen die Affenpocken. MANNSCHAFT-Leser Thomas hat inzwischen die Geduld verloren und liess sich kurzerhand in Frankreich impfen.

«Die Schweizer Behörden verhalten sich heute ähnlich wie damals zu Beginn der HIV-Pandemie», findet MANNSCHAFT-Leser Thomas Ramseier. Der 54-Jährige hatte in den 80er-Jahren die Gleichgültigkeit der staatlichen Institutionen gegenüber der unheimlichen Krankheit miterlebt und sieht darin Parallelen zum Umgang mit den Affenpocken.

«Müssen uns selber helfen» Man habe es offenbar nicht eilig, weil ja «nur» Männer betroffen seien, die Sex mit Männern haben – diesen Eindruck erhält Thomas jedenfalls von der Kommunikation aus dem BAG. Auch werde die Krankheit harmloser dargestellt, als sie in Wirklichkeit sei.

Fakt ist, dass von den vom Bund versprochenen 40’000 Dosen des Impfstoffs gegen Affenpocken weiterhin jede Spur fehlt. Man befinde sich noch in der Verhandlung mit dem Hersteller, hiess es vom BAG auf Anfrage (MANNSCHAFT berichtete).

«Wir als Community müssen uns mal wieder selber helfen», sagt Thomas, der mit der Impfung sich und seinen Partner schützen will. Dies empfehle er jeder sexuell aktiven Person, die nicht in einer zu 100 Prozent monogamen Beziehung lebe.

Unkompliziert und freundlich Im Internet suchte Thomas deshalb nach Alternativen im Ausland, wo schon seit Monaten geimpft wird. Er fand eine französische Internetseite, auf der er unkompliziert einen Impftermin buchen konnte. Thomas wählte dafür die Kleinstadt Sélestat im Elsass. Er und sein Partner verbanden den Impf-Trip vom vergangenen Wochenende gleich mit einem Ausflug in den nur zehn Kilometer entfernten Europapark Rust.

Thomas Ramseier
Thomas Ramseier

Das Unterfangen habe sich als überraschend unkompliziert entpuppt, wie Thomas erzählt. Er brauchte dafür nur seine ID und seine Krankenkassenkarte. War man im französischen Impfzentrum nicht genervt darüber, dass sich zwei Schweizer eine Dosis schnappen? «Überhaupt nicht», sagt Thomas. «Sie waren sehr freundlich und versicherten, dass es genug für alle gebe.»

Auch erfuhr das Paar dort, dass sie offenbar nicht die ersten Besucher aus der Schweiz waren. Der Arzt habe noch gescherzt, dass sie für die zweite Impfung dann unbedingt Schweizer Schokolade mitbringen sollen.

Nach einem Abstand von mindestens 28 Tagen geht es dann für die zweite Spritze ins Elsass. Ausser natürlich, die Impfung gibt’s bis dahin endlich auch in der Schweiz, denn der Impfstoff ist überall derselbe. Thomas stünde dann allerdings vor einem Dilemma: Er habe dem Arzt nämlich bereits die «Schoggi» versprochen.

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