«Offene Beziehungen gab es doch schon immer!»

Christoph Marti und Tobias Bonn bringen die «Fledermaus» nach Zürich

Die Rache der Fledermaus (Foto: Michael Bigler)
Die Rache der Fledermaus (Foto: Michael Bigler)

Seit einigen Jahren erobern die Geschwister Pfister, die ihre Fans bisher vor allem mit eigenen Programm wie «Have a ball» und «Servus Peter – O là là Mireille» begeistern, auch die deutschsprachigen Operettenbühnen. Nächste Woche feiert die «Fledermaus» Premiere in Zürich.

Nach der «Czárdásfürstin» in Köln, in der Christoph Marti die Titelrolle sang und «Clivia», die alle drei Pfisters an der Komischen Oper Berlin vereinten, kommt jetzt die «Fledermaus» ins Opernhaus nach Zürich. Premiere ist am kommenden Samstag, den 11. Dezember.

Es ist eine Koproduktion mit dem Casinotheater Winterthur, wo die Produktion bereits 2018 lief, damals mit Stefan Kurt. Der ist in Zürich nun nicht dabei, dafür spielt u.a. Ricardo Frenzel Baudisch mit, den man aus der «Operette für zwei schwule Tenöre» kennt (MANNSCHAFT berichtete)

Geschwister Pfister
Geschwister Pfister

Die Handlung der Operette von Johann Strauss basiert auf der Vorgeschichte: Herr von Eisenstein setzte einst den Notar Dr. Falke nach einer rauschenden Ballnacht betrunken und als Fledermaus verkleidet aus, sodass er am nächsten Tag verkatert und kostümiert durch die Stadt laufen musste. Das war für den Notar, der seither «Dr. Fledermaus» genannt wird, reichlich peinlich. Er schwor über Jahre Rache. Wie er die schliesslich einfädelt, das erzählt die Operette, die eigentlich den Titel «Die Rache einer Fledermaus» trägt, aber immer nur als «Die Fledermaus» auf den Spielplänen steht. In Zürich spielt man die Operette unter dem Titel «Die Rache der Fledermaus», die man als liebenswerte Abrechnung mit Johann Strauss verstanden wissen will, wie es in der Ankündigung heisst.

Denn man entfernt sich in einigen wesentlichen Aspekten von der Vorlage. Einerseits ist die Version, die man vor drei Jahren im Hochsommer in Berlin probte, gekürzt auf etwa zwei Stunden.

Die Operette verzichtet in dieser Inszenierung auch auf Geigen, dafür sind Bass, Gitarre und schräge Rhythmen zu hören. Weitere Besonderheit: Regisseur Stefan Huber, der auch schon Klassiker wie «La Cage aux Folles» oder «Evita» inszenierte, verortet jede Figur der «Fledermaus» in einer anderen Epoche, die Eisensteins stehen für die Bel Epoque, während ihr Stubenmädchen Adele in den 50er Jahren angesiedelt ist und Rosalindes Ex-Lover wiederum als Hippie daherkommt.

Christoph Marti als Rosalinde Eisenstein Die auffälligste Unterschied zu herkömmlichen Fledermäusen ist natürlich, dass Christoph Marti hier die Rolle der Rosalinde Eisenstein übernimmt. Er und sein Mann Tobias Bonn geben ein eingespieltes Ehepaar, das für ein bisschen Abwechslung in der Beziehung durchaus offen ist. Er lässt sich gern zum Souper bei Prinz Orlofsky entführen, um dort auf Teufel kommt raus zu flirten – während er offiziell wegen Beamtenbeleidigung ins Gefängnis geht – und sie ist gar nicht böse, dass ihr Gatte aus dem Haus ist, erwartet sie doch Alfred, ihre Jugendliebe.

Der Seitensprung ist ein gängiges Operettenmotiv. Man ist in festen Händen, flirtet aber gerne, ist vielleicht auch offen für mehr. Wobei wir hier selbstverständlich von heterosexuellen Figuren sprechen. Da soll noch mal jemand sagen, die Schwulen hätten die offene Beziehung erfunden.

Das Thema Fremdgehen gibt es schon immer

«Ach, die gab es doch schon immer», sagt Tobias. Und Christoph stimmt ihm zu. «Da bin ich auch wirklich froh, da haben wir es kulturhistorisch als Schwule einfacher.»

Das Thema Fremdgehen gebe es schon immer, auch in der Theaterliteratur, erklärt Tobias. «Man ist verheiratet, hat was man immer wollte, aber es bleiben Sehnsüchte. Solche Konflikte kennen die Leute, darum funktioniert es beim Publikum auch so gut.»

Was Christoph und Tobias angeht, die beiden sind seit mittlerweile 36 Jahren ein Paar und stehen auch fast so lange zusammen auf der Bühne. Da kriegt man sich schon mal in die Haare. Aber sie arbeiten nach wie vor gerne zusammen, sagen sie. Und wenn man sieht, wie sie in den Probenpausen miteinander turteln, hat man daran auch überhaupt keinen Zweifel.

Zwischen Aufbruch und «Homoheilung»: Am Sonntag feiert das «Ku’damm 56»-Musical Premiere in Berlin (MANNSCHAFT berichtete).

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