Schwule Reiseblogger «Nomadic Boys» im Libanon für immer unerwünscht

«Eure Namen stehen jetzt auf der Schwarzen Liste!», teilte man ihnen am Flughafen mit

„Beängstigende Erfahrung“ für die Nomadic Boys in Beirut (Foto: Nomadic Boys)
„Beängstigende Erfahrung“ für die Nomadic Boys in Beirut (Foto: Nomadic Boys)

Bei der Ausreise aus dem Libanon wurden Stefan Arestis und Sebastien Chaneac am Flughafen von Beirut erst 45 Minuten intensiv befragt, dann ausgewiesen und eine Wiedereinreise auf Lebenszeit verboten. Die beiden schwulen Reiseblogger („Nomadic Boys“) vermuten: Der Grund dafür sind ihre Berichte über schwules Leben im Libanon. Tobias Sauer hat mit den beiden gesprochen.

Bei der Ausreise aus dem Libanon wurdet ihr verhört, dann auf eine Liste unerwünschter Personen gesetzt. Was ist passiert? Stefan: Nachdem wir dem Grenzbeamten unsere Pässe gaben, ging er mit ihnen auf einmal zu seinem Vorgesetzten. Der verhörte uns eine Dreiviertelstunde lang. Immer und immer wieder stellte er dieselben Fragen: Ob wir vorher schon einmal im Libanon gewesen seien, was wir beruflich machten. Wir antworteten, wir seien Web Designer. Schließlich machte er klar: Wir dürften zwar ausreisen, aber nie wieder zurückkehren. Er sagte: „Eure Namen stehen jetzt auf der Schwarzen Liste.“

Wurde diese Entscheidung begründet? Stefan: Nein, wir können nur spekulieren. Aber wir und das britische Konsulat, mit dem ich heute gesprochen habe, glauben, es könnte an unseren Social-Media-Posts über Beiruts schwule Szene liegen. Vielleicht gibt es auch eine andere Erklärung, aber diese scheint momentan die wahrscheinlichste zu sein.

Hattet ihr Angst? Stefan: Ja. Denn die Grenzbeamten können Probleme machen. Wir haben befürchtet, verhaftet zu werden. Auch als wir schließlich gehen konnten, waren wir noch sehr nervös. Kurz vor dem Abflug kam eine Frau vom Bodenpersonal in die Kabine und rief Namen aus. Es ging wohl nur ums Gepäck, aber uns schlug das Herz bis zum Hals.

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Der Libanon belegt den 104. von 197 Plätzen im Spartacus Gay Travel Index und den 99. von 180 Plätzen im World Press Freedom Index. Habt ihr versucht, eure Gesprächspartner vor Ort zu schützen? Stefan: Wir haben uns Sorgen gemacht, nach der Landung in Zypern aber mit ihnen gesprochen. Es scheint ihnen gut zu gehen.

Nomadic Boys
Nomadic Boys

Sebastien: Die meisten Schwulen im Libanon schützen sich, indem sie keine Fotos machen, auf denen sie zum Beispiel ihren Freund küssen. Generell haben wir uns in den Tagen vor Ort aber wohl gefühlt. Die jüngere Generation ist aufgeschlossen, es gibt eine Szene und Initiativen, die versuchen, die Dinge in die richtige Richtung zu entwickeln. Wahrscheinlich war unser öffentliches Profil ein Problem.

Hat diese Erfahrung eure Wahrnehmung von LGBTIQ-Rechten und der Bedeutung der Pressefreiheit verändert? Stefan: Als wir heute morgen hier in Zypern ins Fitnessstudio gegangen sind, haben wir das Gefühl der Freiheit ganz bewusst wahrgenommen. Oft nimmt man das in der EU und Westeuropa einfach als gegeben hin.

Sebastien: Dabei hatten wir ja nur einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen, was tatsächlich passieren kann. Trotzdem war das eine beängstigende Erfahrung.

Stefan Arestis und Sebastien Chaneac betreiben ihren Blog „Nomadic Boys“ seit dem Jahr 2014. Das Paar lebte lange in London, bevor es vor kurzem nach Zypern zog.

Für Mannschaft berichten die schwulen Reiseblogger „Couple of men“ aus Toronto

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