Eine Nacht mit … Jonathan Berlin
Der 30-Jährige ist Schauspieler, queerer Vorkämpfer und Aktivist
Einer, der ganz selbstverständlich für queere und nicht-queere Rollen besetzt wird und privat Haltung zeigt: Jonathan Berlin.
Eigentlich wollte er als Kind Puppenspieler werden. Doch dann interessierte er sich für das Theater und ging später zur Schauspielschule. Seither ist Jonathan Berlin in vielen Filmen und Serien präsent. Dazu gehört auch manche queere Rolle. Wie etwa in dem TV-Sechsteiler «Tannbach», in dem er einen schwulen jungen Mann zur Zeit der deutsch-deutschen Teilung spielte. Ebenfalls eine queere Rolle hatte er in dem Film «Gnadenlos» aus der Krimi-Reihe «Helen Dorn». Dort spielte er an der Seite von Heino Ferch und Sebastian Urzendowsky und stellte einen drogenabhängigen jungen Mann dar, der mit einem Richter ein sexuelles Verhältnis hat und mit seinem Freund nach Amerika abhauen will.
Grosse Bekanntheit jenseits von Rollen in Film und Fernsehen erlangte er mit seiner Teilnahme an #ActOut. Daneben setzt er sich auch immer wieder für Geflüchtete und gegen den Klimawandel ein. Hier nun also fünf Auftritte von Jonathan Berlin, für die eine Nacht eigentlich nicht ausreicht.
Auch wenn es natürlich eine Rolle sei, die er spiele, sei ihm der Klimaaktivismus schon auch sympathisch, sagte Jonathan Berlin einmal. Parallel zu den Dreharbeiten sei er für eine Recherche zu einer Kurz-Doku im Kajak in Spitzbergen paddeln gewesen. Dort sei die Klimakrise auf brutale Weise erlebbar. «Da konnte man permanent das Eis brechen hören». Hier zu sehen
#Black Box Ein Berliner Hinterhof. Hier treffen aller Menschen aufeinander, die in den angrenzenden Wohnungen friedlich zusammenleben. Doch plötzlich senkt sich ein riesiger Bürocontainer vom Himmel. Ein Kran platziert diesen riesigen Blechkasten direkt im Innenhof. Und keiner der Anwohner*innen weiss, warum. Ein Lehrer, ein Musiker, weitere Ehepaare und ein Cafébetreiber, gespielt von Jonathan Berlin, fragen sich, was nun kommen wird? Wie sich bald herausstellt, sollen die Mieter*innen vertrieben werden und die Wohnungen teuer renoviert und verkauft werden. In dem Container sitzt der Hausverwalter, der das alles organisieren soll.
Doch wie verhalten sich die Mietenden zueinander? Die Autorin des Films, Asli Özge, hält dem Publikum den Spiegel vor. Die Black Box als Metapher für diffuse Ängste unt der gesellschaftlichen Oberfläche. Die Menschen in dem linksliberalen Milieu, in dem alle sich gegenseitig respektieren, sind plötzlich, als es um die eigenen Wohnungen geht, gar nicht mehr so solidarisch. Soll man einstehen für den liebgewonnenen Nachbarn, wenn der Hausverwalter, von dem man plötzlich umso mehr abhängiger wird, einen rassistischen Spruch ablässt?
«Wo beginnt Rassismus, wo fangen Verschwörungstheorien an?», das seien die Fragen, die der Film aufwerfe, sagte Jonathan Berlin später in einem Interview über die Botschaft dieses Films.
#Kruso Viele träumen davon, in einem paradiesischen Ort zu leben. Doch wenn man dann dort ist, aber dieser Ort seinen Reiz verliert und sich alles auflöst, muss das auch seltsam sein. So geht es Kruso und Ed. Beide leben in der DDR auf der Insel Hiddensee. Jonathan Berlin spielt Ed, einen Germanistikstudenten aus Berlin. Als seine Freundin stirbt, will er weg aus der Grossstadt. Und er landet auf Hiddensee. Damals eine Insel, auf die sich Intellektuelle und Künstler zurückziehen, um dort ein wenig mehr geistige Freiheit zu geniessen als im Rest des Landes.
In der Gaststätte «Zum Klausner» lernt er Kruso kennen, der von Albrecht Schuch gespielt wird. In der Kneipe wollen sie die vielen Menschen, die aus der DDR wegwollen, dazu bringen, lieber die innere Freiheit zu suchen, als über die Ostsee in den Tod zu schwimmen. Ed und Kruso freunden sich an und verbringen immer mehr Zeit miteinander, irgendwann liegt auch so etwas wie eine Anziehung zueinander in der Luft. Doch alles bleibt in der Schwebe, bleibt unaufgelöst und driftet auseinander. So wie das ganze Land in Auflösung ist, verwässern auch die Gewissheiten auf der Insel immer mehr. Hier zu sehen
#Die Freibadclique Was macht Krieg mit Jugendlichen? Wie verändert er ihr Leben und führt sie auf Pfade, auf denen sie nie sein wollten. Fünf Jungs treffen sich regelmässig im Freibad und haben ihr Leben noch vor sich. Sie träumen unbeschwert von ihrer Zukunft, wohin sie wollen, was sie werden wollen. Doch dann werden sie in den Zweiten Weltkrieg eingezogen. Onkel, die Figur von Jonathan Berlin, muss zum Volkssturm, dem letzten Aufgebot aus alten Männern und Jugendlichen kurz vor Ende des Krieges.
Sie alle erleben das krasse Gegenteil der bisherigen Freibadsituation. Und sie werden durch den Krieg deformiert, geistig und körperlich, sofern sie ihn überhaupt überleben. Der Film zeigt eine Generation, die gerade noch so in den Krieg musste, aber ihn voll abbekam und damit für ihr Leben gezeichnet war.
Für Jonathan Berlin war diese Darstellung, neben der des «Ed» in «Kruso», wahrscheinlich diejenige, die seine Karriere besonders stark befeuert hat. So erhielt er für seine Darstellung 2018 den Nachwuchsschauspielerpreis. Auf der Preisverleihung zeigte er sich entsetzt darüber, dass ein paar Jahre zuvor in einigen ostdeutschen Städten regelrechte Hetzjagden auf Geflüchtete stattgefunden hatten. Er war wütend darüber, wie wenig manche Menschen doch Lehren aus der Geschichte gezogen hätten; Lehren die ja gerade auch ein solcher Film wie die «Freibadclique» vermitteln wolle. Hier zu sehen
#Unwanted Wenn europäische Kreuzfahrttourist*innen auf geflüchtete Menschen treffen, ist für diese Leute ihre Urlaubsidylle schnell dahin. Die zwei Welten, die seit Jahren immer schön parallel laufen müssen, kreuzen sich in diesem Film plötzlich. Der Kreuzfahrtdampfer «Orizzonte» fährt in die Nähe eines gekenterten Bootes, auf dem viele Menschen sitzen, die nach Europa wollen. Das Kreuzfahrtschiff nimmt sie auf, doch als die Geflüchteten merken, dass sie nach Libyen zurückgebracht werden sollen, wehren sie sich. Die aus ihrer Urlaubsstimmung gerissenen Kreuzfahrenden müssen sich nun fragen, auf welcher Seite sie stehen.
Luxus und Umweltverpestung stehen gegen den Überlebenswillen fliehender Menschen. Die Handlung basiert zum Teil auch auf dem Buch «Bilal» des italienischen Journalisten Fabrizio Gatti. Alles findet auf dem engen Raum des Schiffes statt, dem sich keiner entziehen kann. Jonathan Berlin spielt die Figur des Jürgen. Ein Board-Steward, der vor seiner Identität und vor allem seinen Eltern wegzulaufen versucht. Dann verliebt sich Jürgen in einen der Geflüchteten auf dem Kreuzfahrtschiff. Das Ganze hat also auch noch eine queere Dimension.
Er hoffe, dass diese Kurzserie Empathie hervorrufe, sagte Jonathan Berlin mit Blick auf diese Produktion, denn die Flüchtlingsthematik würde zu oft allein über Statistiken diskutiert, wohingegen die Lebensgeschichten der geflüchteten Menschen oft zu kurz kämen. Hier zu sehen
«Berlin ist homophober geworden»: Auch wenn Hape Kerkeling weggezogen ist, kommt er immer noch gern nach Berlin. Doch das Kofferpacken hatte Gründe. (MANNSCHAFT berichtete)
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