«Ich stelle mir unsere Hochzeit wie ein Wimmelbild vor»

Nicole und Annabelle wollen endlich heiraten

Nicole (l.) und Annabelle lachen viel zusammen. (Foto: Regula Roost)
Nicole (l.) und Annabelle lachen viel zusammen. (Foto: Regula Roost)

Nicole und Annabelle möchten einander endlich «Ehefrau» nennen dürfen. 2021 waren die Bielerin und die Thurgauerin Models für die «Trau Dich!»-Kampagne. Wer sind die beiden Frauen auf den Plakaten der Zurich Pride?

«Sie hat mich voll auf eine falsche Fährte geführt», erzählt Nicole lachend. Im Oktober 2019 wurde die 41-Jährige mit ihren drei besten Freundinnen auf eine Schnitzeljagd geschickt. Was sie nicht wusste: Da steckte noch jemand anderes dahinter. «Als ich alle Aufgaben gelöst hatte, bin ich am Bielersee gelandet. Und da standen plötzlich meine Mutter und Annabelle.»

«Ich habe ein bisschen Hilfe von den Freundinnen und ihrer Mutter gebraucht um alles zu planen», gibt Annabelle augenzwinkernd zu. An diesem Sommerabend am See hat die 35-Jährige ihrer Frau den Heiratsantrag gemacht. Noch heute geraten die beiden ins Schwärmen, wenn sie davon erzählen. «Es war der bisher schönste Tag unserer Beziehung.»

Die Nähe zum Wasser spielt im Leben des Paars eine grosse Rolle. Nicole Dähler-Gassmann ist an ebenjenem Bielersee aufgewachsen, an dem ihr Annabelle Dähler den Antrag gemacht hatte. Inzwischen wohnen die beiden im thurgauischen Amriswil, ganz in der Nähe des Bodensees. Auch als sie ihre Partnerschaft eintragen liessen, zog es Nicole und Annabelle an den See, wo sie die ersten Fotos machen liessen. «Es war einfach so stimmig und wunderschön», sind sie sich einig.

ehe für alle
ehe für alle

Kennengelernt haben sich Annabelle und Nicole über die Dating-Plattform Purplemoon. Wer wen zuerst angeschrieben hatte, wissen die beiden nicht mehr ganz genau. Sie haben den Gesprächsverlauf nicht abgespeichert. «Ich glaube, ich habe dich zuerst abgeschrieben und du hast dann eine ganze Weile nicht geantwortet», sagt Annabelle. «Das könnte stimmen. Irgendwann haben wir uns dann unterhalten und ich konnte sie überzeugen, mal zu telefonieren. Das tut sie nämlich nicht so gerne», stichelt Nicole zurück. Wer sich liebt, der neckt sich.

Seit viereinhalb Jahren ein Paar Für das erste Date haben sich die beiden in der Mitte verabredet. «Ich hatte keine Ahnung wo Amriswil liegt, deshalb war ich froh, dass wir uns in Zürich getroffen haben», erzählt Nicole lachend. Auch wenn sie die grösste Schweizer Stadt ebenfalls kaum kannte, ist die Kauffrau bei einer Krebsliga heil am verabredeten Ort angekommen. Seit diesem Tag vor viereinhalb Jahren sind Nicole und Annabelle ein Paar.

«Unsere Hochzeit stelle ich mir wie ein Wimmelbild vor», beginnt Annabelle zu erzählen. «Es gibt keine feste Sitzordnung, alle dürfen sich frei bewegen und es gibt überall etwas zu essen, zu trinken oder zu erleben. Ganz wichtig: es muss immer Kaffee geben, es gibt nichts schlimmeres an einer Hochzeit, als wenn es erst abends um sieben Kaffee gibt.» «Jetzt haben wir die Büchse der Pandora geöffnet», lacht Nicole und ergänzt: «Ich stehe ihr da voll bei.» «Sie holt mich jeweils wieder auf den Boden zurück», erklärt die Pflegedienstleiterin einer Spitex (Schweizer Hauspflegedienst).

Die beiden freuen sich sehr darauf, endlich heiraten zu dürfen. Dafür hat Annabelle zwei gute Gründe: «Zum einen gibt es uns Sicherheit, zum Beispiel falls einer von uns etwas geschieht, geht alles was uns gehört automatisch an die andere Person.» Durch eine gleichgestellte Ehe gelten sie auch auf der ganzen Welt als Ehepaar. Die eingetragene Partnerschaft aus der Schweiz ist im Ausland oft nicht anerkannt, mit allen Nachteilen, wie das Männerpaar erleben musste (MANNSCHAFT berichtete).

«Andererseits möchten ich Nicole endlich als meine Ehefrau vorstellen dürfen. Es gibt ja nicht einmal ein Wort für die andere Person, wenn man in einer eingetragenen Partnerschaft lebt.» «Verpartnerte vielleicht? Aber das klingt richtig doof. Partnerin könnte auch einfach eine Geschäftspartnerin sein und das sind wir nicht. Wir wollen einfach gegenseitig unsere Ehefrauen sein», spinnt Nicole die Gedanken weiter.

Seit dem Ja zur Ehe für alle am 26. September (MANNSCHAFT berichtete) steht ihrem Glück nichts mehr im Weg. Die ersten Paare haben sich schon angemeldet (MANNSCHAFT berichtete).

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