«Considering Matthew Shepard»: Aufführung über Schwulenhass

Das Vokalensemble Luzern inszeniert das Oratorium über den brutal ermordeten Amerikaner

Matthew Shepard (Bild: Gina van Hoof/ MSF)
Matthew Shepard (Bild: Gina van Hoof/ MSF)

Vor 25 Jahren wurde ein Student in den USA aus Schwulenhass entführt, gefoltert und anschliessend dem Tod überlassen. Das Vokalensemble Luzern inszeniert nun mit «Considering Matthew Shepard» ein Konzert, das die Thematik aufgreift.

Oktober 1998. Der offen schwule Matthew Shepard lernt zwei Männer in der «Fireside Lounge» in seinem Heimatstädtchen Laramie kennen. Unter dem Vorwand, ihn nach Hause zu fahren, hatten Aaron McKinney and Russell Henderson ihn dann in eine entlegene Gegend gebracht, ihn ausgeraubt, ihm mit einem Pistolenknauf den Schädel zertrümmert, ihn gefoltert und an einem Zaun zum Sterben zurückgelassen. Aus Schwulenhass wie sich später herausstellte (MANNSCHAFT berichtete).



Craig Hella Johnson komponierte anlässlich dieser Vorfälle mit «Considering Matthew Shepard» ein musikalisches Werk, das 2016 im Bundesstaat Texas uraufgeführt wurde. Hauptthema: Gewalt und Hass gegenüber homosexuellen Menschen. Nun wird das Stück am 11. und 12. November durch das Vokalensemble Luzern in der Johanneskirche Luzern inszeniert. Es ist eine Schweizer Erstaufführung.

In dem abendfüllenden Oratorium kommen Texte von Hildegard von Bingen, Lesléa Newman, Michael Dennis Browne und Rumi mit Passagen aus Matt’s Tagebuch, Interviews seiner Eltern und Zeitungsberichten zusammen. Gleichermassen eklektisch ist auch der musikalische Ansatz, der verschiedenste Stile vereint.



Ähnlich Bachs Passionsmusiken wird die gesprochen erzählte Handlung durch Chöre und Lieder kommentiert und reflektiert. Die aufgebrachten «Kreuzige, kreuzige!»-Rufe im 9. Satz nehmen direkt Bezug auf Bachs «Johannespassion».

Meinrad Furrer, queerer Seelsorger in Luzern, übernimmt dabei die Rolle des Sprechers. Er hat die Texte überarbeitet und in einen lokalen Kontext gebracht.

Anlässlich der Pride Zentralschweiz hatte Furrer mit der katholischen Kirche der Stadt Luzern eine bunte Bibel erarbeitet, die LGBTIQ-Menschen Kraft geben soll (MANNSCHAFT+).

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