Basketballer über sein Coming-out: «Ich fühle mich befreit»
Der 31-Jährige weiss nicht, ob die argentinische Gesellschaft vor fünf oder sechs Jahren schon dafür bereit gewesen wäre.
Lange hielt Sebastián Vega seine Homosexualität geheim und litt darunter, sich verstecken zu müssen. Nun outete er sich und wurde so zum ersten schwulen Basketball-Profi Argentiniens. Dies tat er auch für jüngere LGBTIQ-Athleten, die es – nicht nur in Argentinien – alles andere als einfach haben.
Sebastián Vega erreichte als Profi-Basketballer das, wovon er schon als kleines Kind geträumt hatte. Doch über viele Jahre hinweg trug der er ein Geheimnis mit sich, das ihn psychisch schwer belastete. «Als ich anfing, mich zu Männern hingezogen zu fühlen, ging es mir sehr schlecht», erinnert sich der Argentinier in einem Gespräch mit Reuters. Letzte Woche hörte der 31-Jährige damit auf sich zu verstecken und wagte auf Instagram sein Coming-out.
Keine Last mehr Damit wurde er zum ersten offen schwulen Basketball-Profi seines Landes. «Ich fühlte mich richtig befreit», sagt Sebastián Vega heute. «Es ist lange her, seitdem ich das letzte Mal ohne eine so schwere Last auf meinen Schultern durchs Leben gehen konnte.»
Viele Jahre lang fühlte er Scham und Schuld und versuchte, sein Schwulsein zu unterdrücken. «Gleichzeitig hatte ich das Verlangen, mit jemandem zusammen zu sein», sagt Sebastián Vega gegenüber Reuters.
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Verankerte Macho-Kultur Bezüglich LGBTIQ-Rechten hatte Argentinien in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht. Vor einem Jahrzehnt erlaubte es Schwulen und Lesben als erstes lateinamerikanisches Land überhaupt, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. Seit dem Jahr 2012 ist es trans Menschen möglich, ohne Tests ihr Geschlecht in offiziellen Dokumenten zu ändern.
Doch die Macho-Kultur bleibt tief in die argentinische Gesellschaft eingeschrieben und Homophobie bleibt weit verbreitet. So sei es für Sebastiáns Verwandte sehr schwer gewesen, seine Sexualität zu akzeptieren.
Auch hat Argentinien immer wieder Probleme mit homophoben Fangesängen an Fussballspielen. Während der WM-Quali büsste die FIFA den argentinischen Verband dafür insgesamt fünf Mal.
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«Nichts als Akzeptanz» Umso mutiger war es von Sebastián, sich in diesem Umfeld zu outen – und er bereut es nicht. Nichts als Akzeptanz habe er von seinen Mitspielern bei Gimnasia de Comodoro erhalten. Einige hätten sich sogar für schwulenfeindliche Sprüche aus der Vergangenheit entschuldigt.
Diesen Schritt machte Sebastián auch für jüngere LGBTIQ-Sportler*innen. Er hofft, dass es für diese nun leichter ist, zu ihrer Sexualität zu stehen. «Vielleicht hilft es, die Dinge besser zu machen.»
Die Leute würden langsam toleranter werden, findet er. Er sei sich nicht sicher, ob die argentinische Gesellschaft vor fünf oder sechs Jahren schon dafür bereit gewesen wäre.
Probleme für LGBTIQ-Athlet*innen In der Schweiz sorgte kürzlich das Coming-out des Spitzenschwingers Curdin Orlik für Aufsehen (MANNSCHAFT berichtete). Kurz darauf beschmierte eine unbekannte Person in der Nacht die SBB-Lärmschutzwand in Rubigen mit einer homophoben Aussage gegen ihn (MANNSCHAFT berichtete).
Dass der Spitzensport für LGBTIQ-Athlet*innen weiterhin ein hartes Pflaster ist, zeigt eine Umfrage unter europäischen Sportler*innen: 16% von ihnen haben in den letzten 12 Monaten persönliche negative Erfahrungen im Sport aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität gemacht (MANNSCHAFT berichtete).
Die Resultate der ersten europäische LGBTIQ-Sportumfrage ergaben, dass es sich dabei meist um verbale Anfeindungen und strukturelle Diskriminierung handelt. Es geschehen jedoch auch verbale Bedrohungen oder sogar körperliche Übergriffe.
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