«Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums»
Die Verfilmung des Bestsellers kommt am 4. Februar in die deutschen Kinos
Der Jugendroman von Benjamin Alire Sáenz erschien 2012, die deutsche Übersetzung folgte 2014. Die Kritik lobte die Teenager-Liebesgeschichte zwischen Ari und Dante, im Bereich LGBTIQ-Belletristik kletterte der Titel ganz nach oben und gewann viele Preise. Jetzt kommt die Filmadaption heraus.
Vielleicht ist es an der Zeit, dem inzwischen auch schon 40 Jahre alten Song «Smalltown Boy» von Bronski Beat mal eine Pause zu gönnen, wenn es darum geht, in Film und Fernsehen Geschichten über junge queere Männer zu erzählen.
Dieser Gedanke schiesst einem gleich zu Beginn des Films «Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums» durch den Kopf. Vorstadtsetting, 80er Jahre, ein pubertierender Teenager, der sehr deutlich spürt, dass er anders ist als die meisten seiner Altersgenossen – man versteht schon, warum Regisseurin Aitch Alberto sich zur Einführung ihres Protagonisten für dieses Lied entschieden hat. Doch so naheliegend die Wahl ist, so seltsam unpassend wirkt sie hier auch.
Latinx-Community der Grenzstadt El Paso Denn wir befinden uns nicht in Grossbritannien, sondern in der Latinx-Community der Grenzstadt El Paso, und irgendwie wird man den Gedanken nicht los, dass es vielleicht bessere, originellere Songs für diesen filmischen Einstieg gegeben hätte.
Aber kommen wir zum Wesentlichen. Besagter Aristoteles (Max Pelayo), Spross einer mexikanischen Arbeiterfamilie und von den meisten Ari genannt, lernt eines Sommers im Schwimmbad einen Gleichaltrigen mit ähnlich schwergewichtigem Namen kennen. Dante (Reese Gonzales) ist in seiner sprudelnd-verschrobenen Art und dem akademischen Mittelklassehintergrund eigentlich das Gegenteil des stillen Einzelgängers, aber letztlich genauso eigenwillig. Die beiden werden schnell enge Freunde.
Am Ende des Sommers allerdings muss Dante sich verabschieden, die Familie zieht für ein Jahr nach Chicago. Immer wieder schreibt er seinem neuen besten Freund ausführliche Briefe, in denen er schliesslich auch von seinem Coming-out berichtet. Derweil wächst Ari zu einem immer selbstbewussteren, abgehärteten jungen Mann heran, der in sich selbst in Sachen Schweigsamkeit und angestauter Wut immer mehr Familienmerkmale erkennt. Als die beiden Jungs sich schliesslich wiedersehen, ist keiner mehr derselbe – und ihre Freundschaft grundlegend verändert.
Holprige Dialoge Regisseurin Alberto ringt erkennbar mit der gleichnamigen Bestseller-Romanvorlage von Benjamin Alire Sáenz. In den Briefpassagen der Geschichte weiss sie sich bloss mit Off-Erzählung und Montagen zu helfen, immer wieder gibt es holprig inszenierte Szenen oder Dialoge, die nicht bis Letzte überzeugen. Was ohne Frage auch für die Maske von Eugenio Derbez (der neben Kyra Sedgwick und Lin-Manuel Miranda auch zu den prominenten Produzenten gehört) als Aris Vater gilt. Und mancher Aspekt der Geschichte, wie Aris im Gefängnis sitzender Bruder, über den keiner spricht, kommen schlicht zu kurz.
Doch «Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums» gehört zu diesen Filmen, denen man aller Schwächen zum Trotz nicht wirklich böse sein kann. Zu niedlich sind die unbedarft-charmanten jungen Hauptdarsteller, zu liebenswert die Geschichte.
Wenn die beiden am Ende gemeinsam in den Sternenhimmel gucken und ihre Freundschaft nochmal eine ganz neue Wendung genommen hat, kann man einfach nicht anders als gerührt sein.
Wer nach Ende des Films noch nicht genug von den beiden Jungs hat, kann gleich weiterlesen. Denn Benjamin Alire Sáenz hat inzwischen die Fortsetzung der Geschichte als zweiten Roman veröffentlich. Auf Deutsch heisst er «Aristoteles und Dante springen in den Strudel des Lebens» (im Original «Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World»), hierzulande im Februar letzten Jahres erschienen.
Darin wird die spannende Frage nach dem «danach» behandelt, wie die Teenager den Weg ins Erwachsenenalter und eine mögliche dauerhafte Partnerschaft finden – oder eben nicht.
Im Dokumentarfilm «Der Wunsch» zeichnet Regisseurin Judith Beuth eine Langzeitbeziehung von zwei Frauen nach und untersucht die Frage, wie Liebe sich mit der Zeit verändert (MANNSCHAFT berichtete).
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